Der März beging ein Verbrechen gegen unsere kalendarischen Rechte, verging sich gegen die gute Gewohnheit, übte den unstrafbaren Verrat. Wer wollte ihn strafen? Wer bezeugte je die Übereinkunft auf Einkehr von Frühling? So hielt er kalte Händen taub und die Haut bedeckt von wärmenden Lagen. Er modellierte an Autofronten spitzzapfige Bärte, hängte an leise sausende Straßenbahnen eine weiße Schleppe, beerdigte Krokusse, noch bevor sie ihre Köpfe zu senken vermochten, ließ Spatzen verstummen. In unseren Parks erstickte er den ersten milden Atem. Auf unseren Wegen: Neu aufgetragener Winter. Angetaut, hartgefroren, und tags darauf zur höchsten Glätte verwässert. Auf unseren schrägen Dächern: Lawinenvorbereitung. Schneeabfuhr auf Rampen. Wer weiß schon wann? Unten weiß man sich zu warnen. Man zeigt die Akzeptanz des Nicht-Hinnehmbaren auf verpackten Gesichtern.
Märzwinter erkenne ich an Euren
gebleckten Zähnen. Ich erkenne ihn am Weiß auf Euren Wimpern, am
Kleinmachen gegen östliche Winde. Doch der Märzwinter holt Euch
auch unter Euren Kutten. Er umfängt Eure geduckten Gestalten, fährt
über Treppen in die U-Bahn hinab – in Eure aufstrebenden
Gesichter. Er benetzt das Fell Eurer Hunde, die Euch fragend
nachschauen, geht ihr in geheizte Geschäfte. Er beherrscht die
Vorhersage, so weit sie sich nur hinauswagt. Gerade eben veräschert
er die Berliner Magistralen mit neuen schrägen Salven. Er schneit
auf sein Ziel hin – ohne sein Ziel wäre ja schon Frühling. Verrat
will er noch einmal üben. An unserem Bild von Ostern.

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