Montag, 17. Juni 2013

Bei den Schlösslebauern



Es war Sonntag, da sah ich die Zukunft in einem Loch voll Staub. Heran und hinein bat man die Städter, heran und hinab in den Sandkasten, den Kulturkrater des Humboldtforums. Das Berliner Stadtschloss vorausahnen – eine Bürgerpflicht. Man muss erlebt haben – was noch nicht ist.

Wann wenn nicht jetzt, da sich einen Tag lang Lücken finden in Bretterzäune und sonst verharkten Gattern. Wenn Musikanten schale Vorfreude ausposaunen. Wenn Bauherren behelmt mit Plänen wedeln. Es werde Schloss, mussten sie lavieren. Jetzt wissen sie: Es wird.

Leute nehmen kostenlose Gazetten, die Sie nicht kaufen würden, trinken kostenlos Getränke, von denen die Ärzte warnen. Doch die roten Brausezylinder sind nun kleiner. In kleinen Portionen findet manch Unbekömmliches seinen Weg.

Heute lassen sich auch Widerwillige von etwas überreden, das die Mehrheit nicht will. Also nun: Hoch die Kameras, Schärfe legen auf Sandhaufen, auf die Kuhle, so lange nichts in ihr steckt, als das Bisschen frisch gegossener Beton, Baumaschinen in tatendrängerischen Posen, Gräten aus Stahl. Ja, und die Trümmer dessen, was da vorher stand.

Ob das hier bleiben soll? „Aber nein, das kommt weg“, meldet ein Behelmter. Es sind viele Helm- und Hemdenträger hier, keine Bauarbeiter, gar niemand, der etwas einzuwenden hätte, wenn ein Helmträger spricht. Windböen treiben Staub in die Augen, lassen Hände zu Schotten werden. Zeigefinger gehen in alle Richtungen. Man erklärt sich diesen seltsamen, schwindenden Anblick. Schau an – hier ist nichts. Schau hin – hier findet Fortschritt statt. Viele nicken. Lächeln dankbar.


Fortschrittsglaube, das ist die Überzeugung, dass man sich bewegen muss – egal in welche Richtung.

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