Mittwoch, 14. August 2013
Dienstag, 13. August 2013
Montag, 12. August 2013
Mittwoch, 7. August 2013
Montag, 5. August 2013
Donnerstag, 1. August 2013
Montag, 29. Juli 2013
Montag, 22. Juli 2013
Sonntag, 21. Juli 2013
Montag, 15. Juli 2013
Montag, 8. Juli 2013
Samstag, 6. Juli 2013
Dienstag, 2. Juli 2013
Samstag, 29. Juni 2013
Donnerstag, 27. Juni 2013
Münze oder Missachtung
Witold, der Trompeter
Jeder hört ihn, kaum einer kennt ihn.
Mancher gibt ein paar Cent, viele gehen vorüber. Münze oder
Missachtung, ermuntern oder entmutigen – das ist ein Grat, so
verschwindend schmal. Witold Jagura, 24 Jahre alt, ein Weltenbummler
aus dem polnischen Lodz, hat sich den Alexanderplatz als riesenhafte
Bühne gewählt. Irgendwo zwischen ParkInn-Hotel, Kaufhäusern und
Bahnhofshalle wird man ihn kauern finden, mit dem Blasstück an den
Lippen. Fast jeden Tag. Man muss nur seine Ohren achtgeben lassen, um
ihn zu finden. Klagelaute gegen die Nichtbeachtung vernehmen.
Trompetenstöße voll trauriger Sehnsucht vor dem ewigen Wassersturz
des Brunnens. Immer sind es Filmmelodien. „Godfather“, „Star
Wars“, „Indiana Jones.“ Witold kann nur so blasen, als bliese
er vor vollen, achtsamen Rängen, obschon ihn Berlin unaufhaltsam und
taub umströmt. Klimpert es nicht oft genug im aufgeklappten Koffer,
stoppt er, wie er dort der Musik ergeben kauert, den Gang zu weniger
Leute – so wird Witold obdachlos. Sein Ziel ist so bescheiden wie
dringlich: 40 Euro am Tag.
„Der Alexanderplatz ist dafür ein
guter Ort. Hier laufen ja so viele Menschen herum“, erzählt der
Solist, der mit seiner Freundin und der Hündin Mewa in Neukölln
lebt. Oft genug laufen die Menschen aber auch an ihm vorbei, strafen
seine Sehnsucht mit dem Wunsch, die Bahn zu kriegen. Für Witold nur
ein weiterer Ansporn. „Viele sind ignorant“, weiß er. „Sie
denken: Er sitzt da und tut nichts Sinnvolles. Warum sollte ich ihm
Geld geben? Er spielt doch auch so.“
In der Tat muss viel zusammenkommen, um
den jungen Polen mit der Trompete verstummen zu lassen. Frost und
sengende Hitze erträgt er mit Gleichmut, birgt Mewa in Decken, gibt
sich selbst den Launen der Passanten preis. Nun, da er seit zwei
Jahren permanent den Platz bespielt, weiß er, dass es fast
aussichtslose Tage gibt, an denen fast niemand die Geldbörse zuckt.
Aber dann besucht ihn nach einem unvorhersehbaren Gesetz das Glück.
„Manchmal kommt jemand daher und fragt: Wie viel brauchst Du? Ich
sage: 40 Euro. Und sie geben 50. Auf einen Schlag.“ Ob Witold
staatliche Hilfe zusteht, weiß er nicht. Er hat nie danach gefragt –
und er will es auch nicht. „Das Trompeten ist doch mein Job. Ich
habe doch zwölf Jahre gebraucht, um ihn zu erlernen.“ Witold
Gesicht erzählt von der Angst des Einzelnen, den das Unverständnis
der vielen bedroht.
Fragt man ihn, ob er auch zu buchen
ist, erhält man ein Nicken. „Aber keine Parties, kein Hochzeiten.
Ich spiele – auf Beerdigung. Da braucht man mich wirklich.“ Indem
Witold das sagt, kommen ihm Tränen. Sie quellen aus seinen Wimpern,
perlen über die Wangen. „Es ist doch das letzte Mal,
dass die Leute ihre Väter, Mütter und Freunde sehen. Erst da
brauchen sie wirklich gute Musik.“
Wer Witold Jagura für eine Trauerfeier
buchen möchte, erreicht ihn telefonisch unter 0152-17121352.
Mittwoch, 26. Juni 2013
Montag, 24. Juni 2013
Sonntag, 23. Juni 2013
Donnerstag, 20. Juni 2013
Mittwoch, 19. Juni 2013
Dienstag, 18. Juni 2013
Montag, 17. Juni 2013
Bei den Schlösslebauern
Es war Sonntag, da sah ich die Zukunft
in einem Loch voll Staub. Heran und hinein bat man die Städter,
heran und hinab in den Sandkasten, den Kulturkrater des
Humboldtforums. Das Berliner Stadtschloss vorausahnen – eine
Bürgerpflicht. Man muss erlebt haben – was noch nicht ist.
Wann wenn nicht jetzt, da sich einen
Tag lang Lücken finden in Bretterzäune und sonst verharkten
Gattern. Wenn Musikanten schale Vorfreude ausposaunen. Wenn Bauherren
behelmt mit Plänen wedeln. Es werde Schloss, mussten sie lavieren.
Jetzt wissen sie: Es wird.
Leute nehmen kostenlose Gazetten, die
Sie nicht kaufen würden, trinken kostenlos Getränke, von denen die
Ärzte warnen. Doch die roten Brausezylinder sind nun kleiner. In
kleinen Portionen findet manch Unbekömmliches seinen Weg.
Heute lassen sich auch Widerwillige von
etwas überreden, das die Mehrheit nicht will. Also nun: Hoch die
Kameras, Schärfe legen auf Sandhaufen, auf die Kuhle, so lange
nichts in ihr steckt, als das Bisschen frisch gegossener Beton,
Baumaschinen in tatendrängerischen Posen, Gräten aus Stahl. Ja, und
die Trümmer dessen, was da vorher stand.
Ob das hier bleiben soll? „Aber nein,
das kommt weg“, meldet ein Behelmter. Es sind viele Helm- und
Hemdenträger hier, keine Bauarbeiter, gar niemand, der etwas
einzuwenden hätte, wenn ein Helmträger spricht. Windböen treiben
Staub in die Augen, lassen Hände zu Schotten werden. Zeigefinger
gehen in alle Richtungen. Man erklärt sich diesen seltsamen,
schwindenden Anblick. Schau an – hier ist nichts. Schau hin –
hier findet Fortschritt statt. Viele nicken. Lächeln dankbar.
Fortschrittsglaube, das ist die
Überzeugung, dass man sich bewegen muss – egal in welche Richtung.
Sonntag, 16. Juni 2013
Mittwoch, 12. Juni 2013
Dienstag, 11. Juni 2013
Montag, 10. Juni 2013
Freitag, 7. Juni 2013
Donnerstag, 6. Juni 2013
Mittwoch, 5. Juni 2013
Montag, 3. Juni 2013
Sonntag, 2. Juni 2013
Donnerstag, 30. Mai 2013
Mittwoch, 29. Mai 2013
Montag, 27. Mai 2013
Sonntag, 26. Mai 2013
Montag, 20. Mai 2013
Freitag, 17. Mai 2013
Donnerstag, 16. Mai 2013
Dienstag, 14. Mai 2013
Montag, 13. Mai 2013
Mittwoch, 8. Mai 2013
Freitag, 3. Mai 2013
Mein Sport
Der Ort meiner Körperübung, das ist
der Volkspark Friedrichshain, dieser friedvolle Ort. Doch der Ort
meiner Schmerzen. Mein Herzensort, wo ich Frieden herstelle, indem
ich meine Hände um die blank polierten Stahlstreben eines
Klettergerüsts schließe. Ich führe mein Kinn an die Stange, spüre
die Kälte des Metalls durch die Stoppeln meines Barts, zwinge meinen
Rücken und meine Arme zu dieser Leistung. Zehnmal auf, zehnmal ab.
Und hänge dann zwei tiefe Atemzüge lang. Und ziehe nun beim dritten
Luftholen, weiter hängend, die Beine in die Höhe, auf dass mein
Rumpf sie heben muss. Manchmal bis zur Wagerechten, manchmal bis hoch
zum Kopf. Zehn mal. Und von neuem. Bis zum siebten Satz.
Ich habe meine Arme gelehrt, das
Gewicht meines Körpers zu tragen. Und indem ich hänge, mich
emporziehe und gegen die Schwere stemme, lernt meine Muskulatur das
Würdigste der Gewichte. Muskeln lernen durch Schwere; mein Friede
kommt aus dem Kampf ums Leichte.
Und über mir weitet sich der Himmel.
Im Schmerz scheint er mir so weitläufig wie er in der Weichlichkeit
nie sein kann. Nie scheint mir die Luft der Lunge so willkommen kühl;
mein Herz schlägt eilig. Die Ruhe zwischen den Sätzen ist ein
köstlicher Trost, ein Einüben der Erholung zum Abschluss des
sportlichen Zirkelns. Eine Stunde lernen meine Hände das Leichte
durch die Schwere.
Ein kaltes, blankes Gerüst und ein
kalter, blanker Barren. Zwei parallele Stangen über Schlamm. Ich in
Liegestütz-Haltung darauf, Hände und Zehenspitzen auf dem Metall.
Ein Meter unter mir der Dreck. Über mir der Himmel und die Eichen
und der Fernsehturm, der seine Spitze aus dem Laubwerk reckt.
Trainiere ich abends, leuchtet seine Kugel als halbhelle Lampe. Und
die Menschen sind immer um mich. Als Sportler und Ruhende. Als
Speisende und Schläfrige. Als Neugierige, Gleichgültige und
Spötter. Meine Kraft, meine Ruhe, das verstehen wenige, kommt aus
der Schwere. Meine Hände halten das Tragwürdigsten der Gewichte.
Und mein Lohn ist: Das Leichte.
Donnerstag, 2. Mai 2013
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