Berlin, Zoologischer Garten, Zentrum
der Besitzenden, Hafen der Darbenden. Pumpstation zu den Venen des
Westens. Schwelle zwischen den Welten. Im Herzkreislaufsystem
Charlottenburgs ist dies die Pumpe: Jaulen in der hinteren Halle die
S-Bahnen herein, stampfen Doppelstockzüge in der vorderen hinaus.
Und über die Rolltreppen dringt ein Strom der Rastlosen
verschiedenen Zielen entgegen, deren Zubringer dieser Bahnhof ist.
Unten angelangt, schwingen abgewetzte
Holztüren vor unseren Nasen, speien uns aus in eine Landschaft der
verflossenen Moderne. Wütendes, tiefes Motorengebrüll der
Doppeldecker vor dem Zoobogen. Als langer Pfahl mit transparenter
Spitze: Das Waldorf Astoria – die Neuheit am Platz. Und davor: Die
Gestrandeten, die Unbedachten. Jene Zoo-Menschen, die nicht unterwegs
sind, gezogen von keinem Ziel. Hingeschoben, wo der Druck von außen
beherrschbar wird. An den Wänden kauernd mit rissiger Kleidung als
Kennzeichen einer verfallenen Mitgliedschaft in unserer Gesellschaft,
besetzen sie den letzten, ihnen zugebilligten Raum. Hart sind die
Steine des Pflasters, steinern sind die Minen vorübergehender
Menschen. In den Pfützen des letzten Gewitters spiegeln sich
schmutzige Gesichter. Und über den Köpfen, da donnern eiserne
Wagen, wummern ihr Gewicht in das Gestein. Über den
Zusammengesunkenen zieht ein Förderband in Rot und Ocker,
hinterlässt Ankömmlinge, nimmt Abreisende hinfort. Wir nehmen keine
Notiz von den Bleibenden. Zurück bleibt der Ort, von dem für andere
kein Gleis wegführt. Keine Abfahrt. Keine Auskunft. Zuhause am Zoo.

















































