Donnerstag, 18. April 2013
Mittwoch, 17. April 2013
Dienstag, 16. April 2013
Montag, 15. April 2013
Sonntag, 14. April 2013
Samstag, 13. April 2013
Freitag, 12. April 2013
Nur ein Bier
An einem Tag, an dem ich für den
Fortgang der Dinge nichts geleistet hatte, als mich um kommende Tage
dieser Art zu sorgen, geriet ich an der Kasse meines Supermarkts
zwischen polnische Bauarbeiter. Als Dritter von Vieren fiel ich durch
den Umstand auf, dass ich kein Bier kaufte, sondern Artikel, die mich
zwei weitere dieser sorgenvollen Tage am Leben halten. Vor mir: Ein
Pole, dessen robuste Leibesform so unsinnige Sorgen strikt verbietet,
selbst wenn sie dem knolligen Kopf doch einmal entspringen sollten.
Zum Bier kaufte er Chips. Vor ihm wiederum ein schlanker, sehr
feingliederiger Pole, mit dickem schwarzem Haar, hinten gehalten von
einer ebenfalls schwarzen, inzwischen zu warmen Mütze. Spritzer
getrockneter Farbe bedeckten alles an ihm. Darin glich er seinen
Gefährten, verriet aber in allen anderen Belangen seine
Fehlbesetzung. Das schnellen Schweifmuster seiner Augen, die fein
geschnittene Schnurrbart-Frisur, die Könnerschaft, zu warten, ohne
die grobe Ungeduld der meisten Wartenden dieser Welt. Er kaufte nur
ein Bier. Von der billigsten Marke. Nur eine Flasche. Alle anderen
aber ließen drei Pullen, ebenfalls zum Tiefstpreis, das Band entlang
laufen. Der in meinem Rücken fiel mir nur dadurch auf, dass er als
einziger zum Feierabendbier auch rauchen wollte. Er nahm Zigaretten –
nicht die billigsten.
Alle rochen nach Rauch, nach frischer
Farbe, nach einer Arbeit, die den Geruch der Sauberkeit weggewaschen
hatte. Sie trugen den Geruch, den die alten Häuser verströmen, die
sie uns den ganzen Tag erneuern, von Kohle und morschem Holz und
Schutt. Ihre Finger waren geschwollen, die Nägel an den spitzen
schwieliger Würste lang und brüchig. Mit diesen Händen, dachte
ich, würde mir an einem Abend, an dem ich für den Fortgang der
Dinge nichts geleistet hatte, als mich um kommende Tage dieser Art zu
sorgen – an einem solch ihrigen Abend also – würde mir ein
einziges Bier genügen. Und ich erschiene vor meinem Gewissen nütze.
Als ich an der Reihe war, setzte die
Kassiererin ihr schiefes Lächeln kurz ab, um beim Polen nach mir
damit so fortzufahren, als habe ihr nur bei meinem Anblick kurz die
Nachsicht gefehlt.
Das Verpacken meiner Lebensmitteln
verschaffte dem Bautrupp die Zeit, aus meinem Blickfeld zu
verschwinden. Ich traf die drei draußen aber wieder – drei Mann in
Maleranzügen, einer mit zu viel Anmut – an den ornamentierten
Mauern, die alle alten DDR-Kaufhallen gefangen halten. Ich sah sie
gemeinsam die Chips des Ersten essen und die Zigaretten des Dritten
rauchen. Das einzige, was sie nicht teilen mochten, war das Bier. Das
Bier war die persönliche Habe. Es stand auf der Mauer in sichtbarer
Trennung. Zweimal drei Bier, einmal eins. Ihr Feierabend.
Donnerstag, 11. April 2013
Mittwoch, 10. April 2013
Dienstag, 9. April 2013
Montag, 8. April 2013
Sonntag, 7. April 2013
Dein Jazz wärmt nicht
Der Jazzmann setzt jetzt ab. Nun, da
dieser Menschenpulk an ihm vorbeiging, hört der Jazzmann also auf,
die goldfarbene Schlange zu küssen. Das Saxofon sinkt die Flanke
hinab. Und der Musiker – schwarzes Barrett auf schwarzem Haar,
grauer Trenchcoat, Kampfstiefel auf nassem, schmutzigem Brückenboden
– reibt seine Hände. Er spürt jetzt, dass es kälter wurde. Erst
als diese S-Bahn-Passagiere in allen möglichen Winkeln der Nacht
verschwunden sind, zeigt sich, dass sie ihn mit Achtlosigkeit
beschädigt haben. Ohne Gewähr zum Innehalten holte ihr Ziel sie an
ihm vorbei.
Der Jazzmann spielt heute Nacht wie
einer, der noch nie gespielt hat, hier auf der Warschauer Brücke.
Dem ewig provisorischen Steg zwischen der Niederung, wo die S-Bahnen
einheulen – sie heulen zehnminütlich spätfreitagnachts – und
dem dem eigentlichen Brückenungeheuer. Der Jazzmann hat den
Misserfolg um seinen Hals gehängt, obschon ihn daran keine Schuld
trifft. Er spielte eben die Melodie von „Pink Panther“, spielte
sie genügend gefühlvoll, trug Sorge für das beschwingende Näseln
seines Saxofons, tappte mit lustvoll zugekniffenen Augen vor und
zurück.
Er wollte dafür die Münzen der
Zielstrebigen – als Straßenmusiker auf einer Brücke. Einige
wenige Geldstücke schimmern jetzt in seinem kleinen Teller, dem
Spendenfänger aus Porzellan. Zu vieles ließ die Vorübergehenden
weghören, wegsehen, nicht fühlen. Das Dönerbrot, in das sich die
Zähne gruben, war wichtiger. Das Telefonat mit einer unpünktlichen
Freundin war wichtiger. Das Auskosten des Suffs war wichtiger. Der
Blick auf den Fernsehturm und das Vibrieren des Brückenstahls durch
den abfahrenden Zug, dies verhieß das Erlebnis. Nicht die Melodie.
Unschuldig sind die Missachtenden. Ihre Sinne litten an Betäubung.
Sie waren im Pulk. Dieser Jazzmann aber hat nur ein Prinzip: Er
spielt nicht für einzelne. Erst als ich der einzige auf der Brücke
bin, für fünf Minuten, erst als er die Schnapsflasche zitternd an
die Lippen führt, zeigt sich, dass er friert.
Donnerstag, 4. April 2013
Dienstag, 2. April 2013
Montag, 1. April 2013
Sonntag, 31. März 2013
Raumspree – eine Duftbesprechung
Wer den Geruch Berlins beschreiben
wollte, müsste eins vor die Beschreibung setzen: Sich eingestehen,
dass es stinkt. Dass es im Grunde genommen nur saisonmäßig duftet,
nämlich zur Blütezeit, als Gutmachung für Hundsexkremente,
öffentliche Pieselecken und laxe Hygiene. Nämlich jetzt, sofern
Jahreszeiten sich an kalendarische Pakte hielten. Da es aber anders
kam, entdeckte ich Serge Lutens "La fille de Berlin" – und musste
mich sogleich solidarisch erklären mit diesem teuren Euphemismus.
Nun ist der Geruch Berlins in der
Parfumwelt bereits umschrieben worden – man denke nur an die
Popart-Blümchennummer aus dem Hause Joop zum Mauerfall. Schrill,
spaßig und so übermütig wie die erste Nacht nach der Einheit. Aus
Lutens Werk spricht aber ein ganz ausgeschlafener Ernst, uns die
Spreestadt ins limbische System zu treiben.
Ich halte mich nicht lange mit dem
Minimalismus der Noten auf, der nur Rose und Pfeffer zuließ. Und ich
möchte der simplen Zwietracht gar nicht erst mit fachmännischen
Vokabeln beikommen, sondern mich einem Assoziationsspiel hingegeben,
das die Gelungenheit dingfester beweist.
Hinter die roten Blüten sind die
Dornen gesetzt. Riechbar wird die abgestandene Luft aus der
hundertjährigen Umnachtung von U-Bahnschächten – wie sie uns beim
Abstieg zum Bahnsteig durch die Haare bläst. Deutlich wird die
Ausdünstung von Stein, wenn die Hitze in den Straßen steht. Der
Staub von regenlosen Wochen. Der säuerliche Altbau-Muff von Häusern,
die vier Generationen ein Zuhause gaben. Ja, selbst die chlormäßige
Note der klimatisierten Luft, wie sie in unseren Doppeldecker-Bussen
aus Lüftungsgittern quilt, scheint mir erahnbar. Das alles natürlich
mit der Schlussfolgerung, dass es eines gewissen Muts bedarf, um
diesen mit Blumenkonzentrat bekämpften Ruch spazieren zu tragen.
Erst recht in dieser Stadt, wo verhältnismäßig wenige Menschen
kostspieligen Düften gewogen sind. Als atmosphärisch stimmiges
Raumspray, als Andenkduft für Hiergewesene, hat er immerhin
zweckfremden Nutzen. Alle, die ihre Hautchemie ins Spiel bringen
wollen – ich habe da eher Trägerinnen als Träger im Sinne –
genießen meine Achtung.
Und ich möchte mit dem Hinweis
schließen, dass im späten Frühling vor dem Roten Rathaus
tatsächliche Rosenbüsche Blüten treiben. Und wisst ihr was? Das
letzte Mal, als ich an den Blüten roch – fiepsten im Gestrüpp die
Ratten.
Samstag, 30. März 2013
Donnerstag, 28. März 2013
Mittwoch, 27. März 2013
Dienstag, 26. März 2013
Montag, 25. März 2013
Leere in Weiß
Nichts wächst über Distelhöhe,
nichts Gebautes im Oval. Das Tempelhofer Feld ist stadtumschlungene
Leere, Luftbrücke ohne Abhub, Kriegsrest, Nachkriegsvermächtnis,
das größte Nichts dieser Stadt. Und jetzt schläft auf dem Feld das
Weiß, zu knöchelhoher, harscher Dicke geschichtet. Als Beerdigung
des Asphalts, der Alliiertenfliegern Boden gab. Nur wenige schmale
Wege sind freigeschaufelt. Schneisen auf einem Flugplatz, an dem nun
alles irdisch ist – oder höchstens noch aufstrebt, ohne
wegzukönnen, so wie die rasenden Drachen mit ihren bunten Leibern an
steifen Leinen.
Von vorne schneidet Ostwind, malt
Menschen rote Haut, macht Schmerzen mit unsichtbaren Spitzen. Drehe
ich mich um, sticht der Sonnenschein von oben und unten. So
wolkenvertrieben. So Weiß.
„Wenn wir noch ein Stückchen gehen,
erreichen wir die Antarktis“, verspricht ein Vater dem Sohn; seine
fernen Worte trägt der Wind an mich heran. „Aber der Rückweg wird
weit“, erwidert der Junge, von der Briese an mich stenografiert.
Gleichwohl geht er mit dem Vater weiter ins Innere des Nichts. Dorthin,
wo die Winde Wakeboarder schneller zu ziehen vermögen, als ein
Skifahrer folgen kann. Wo eine Frau mit Fahrrad im Tiefschnee stecken
blieb. Auch sie wollte ohne erkennbaren Grund ins Innere des – nachdem sie auf der freigeräumten Gasse gegen den Wind getreten
hatte, als führe sie am Berg. Und nun hier, im Zentrum. Die alte
Radarkuppel ist verzweifelnd weit.
Die Gasse, von der sie abkam, zieht
sich durch den kleinen Kontinent, dient geradlinigeren
Menschen in ihren Kutten als Zubringer von einem Teil der Stadt in
die andere. Wer hier durch will, will Ostwind, Stiche, will
Nichts, will Leere, will nicht schnell ans Ziel – wenigstens für
eine halbe Stunde. Dann landet man erneut in Berlin.
Sonntag, 24. März 2013
Samstag, 23. März 2013
Donnerstag, 21. März 2013
Mittwoch, 20. März 2013
Märzwinter
Der März beging ein Verbrechen gegen unsere kalendarischen Rechte, verging sich gegen die gute Gewohnheit, übte den unstrafbaren Verrat. Wer wollte ihn strafen? Wer bezeugte je die Übereinkunft auf Einkehr von Frühling? So hielt er kalte Händen taub und die Haut bedeckt von wärmenden Lagen. Er modellierte an Autofronten spitzzapfige Bärte, hängte an leise sausende Straßenbahnen eine weiße Schleppe, beerdigte Krokusse, noch bevor sie ihre Köpfe zu senken vermochten, ließ Spatzen verstummen. In unseren Parks erstickte er den ersten milden Atem. Auf unseren Wegen: Neu aufgetragener Winter. Angetaut, hartgefroren, und tags darauf zur höchsten Glätte verwässert. Auf unseren schrägen Dächern: Lawinenvorbereitung. Schneeabfuhr auf Rampen. Wer weiß schon wann? Unten weiß man sich zu warnen. Man zeigt die Akzeptanz des Nicht-Hinnehmbaren auf verpackten Gesichtern.
Märzwinter erkenne ich an Euren
gebleckten Zähnen. Ich erkenne ihn am Weiß auf Euren Wimpern, am
Kleinmachen gegen östliche Winde. Doch der Märzwinter holt Euch
auch unter Euren Kutten. Er umfängt Eure geduckten Gestalten, fährt
über Treppen in die U-Bahn hinab – in Eure aufstrebenden
Gesichter. Er benetzt das Fell Eurer Hunde, die Euch fragend
nachschauen, geht ihr in geheizte Geschäfte. Er beherrscht die
Vorhersage, so weit sie sich nur hinauswagt. Gerade eben veräschert
er die Berliner Magistralen mit neuen schrägen Salven. Er schneit
auf sein Ziel hin – ohne sein Ziel wäre ja schon Frühling. Verrat
will er noch einmal üben. An unserem Bild von Ostern.
Dienstag, 19. März 2013
Montag, 18. März 2013
Sonntag, 17. März 2013
Freitag, 15. März 2013
Donnerstag, 14. März 2013
Mittwoch, 13. März 2013
Freunde der Wand
David Hasselhoff will die Mauer retten. Jetzt will ich, dass Gorbatschow für ihn singt.
Dienstag, 12. März 2013
Montag, 11. März 2013
Sonntag, 10. März 2013
Samstag, 9. März 2013
Freitag, 8. März 2013
Donnerstag, 7. März 2013
Mittwoch, 6. März 2013
Dienstag, 5. März 2013
Montag, 4. März 2013
Gehen auf Granit
Ich erlaufe Dich, spaziere verdachtgetrieben. Begehe Deine Wege wie gegeben, entführe meine Schritte zu unbekannten Zielen. Ich erzähle mir Dich, Berlin, mit meinen Sohlen auf Deinem Granit.
Denn jeder auf Rädern und Schienen
geschieht Dir zu schnell. Man entkommt dem Ereignistempo,
beschleunigt auf Missachtung, entreißt sich den Augenblicken, die
Berlin bedeuten. Deshalb langsam. Deshalb Tempo Schritt.
Das Wandeln, das Wie-Wohin – eine
Frage des Untergrunds. Worauf ich mich bewege, ist steinerne
Geschichte. So selten pflegt man hier akkurat, modern zu gehen.
Gerade verzahnte Steinplatten mögen müde Schritte fördern. Ich
aber gehe die alten, schweren Wege. Ich riskiere zu stolpern, ich
liebe die Mutwilligkeit der Spalten, die Unwägbarkeit schiefer
Klippen. Auf DDR-Karo kippeln meine Knöchel. Zerfressener Beton, zu
sanften Hügeln gewellte Platten, jäh unterbrochen durch Ausgelegtes
früherer Zeiten. Pflastersteine, grau, rot beige, ziehen sich zu
Haustüren hinauf. Kleingeklinkertes lässt den Erdboden die Ebenheit
bestimmen, und dünne Sohlen geben ein Gefühl für unstete Lagen,
sprechen mit jedem unrunden Stein.
Als bester aller Böden gilt mir aber
schlesischer Granit, zu grau gemaserten Klumpen gehauen. Oben flach,
unten rundlich – der Berliner Schweinebauch. Auf ihn zu treten
heißt, mit Historie zu gehen, fortschreiten auf steinernem Gebiss.
Zu Zahnreihen verlegt, von Kriegen und Wettern geschunden, fördert
der Granit Dich vorwärts, auf dass kein Schritt dem anderen gleicht.
Seine grobschlächtige Masse wird noch zahllose Sohlen tragen, da
ihm unter den Gewalttaten der letzten hundert Jahre so wenig geschah.
Blut, Tod und Dreck sind unabwischbar, obschon Frühlingsblüten und
Schneedecken über das Elend strichen. Auf diesen Paneelen gingen
Armeen, starben Menschen, entleerten sich Hunde. Gehen auf
Schweinebäuchen heißt trotzdem gehen. Gehe auf Schweinebäuchen,
und du ziehst Vergangenes zu Deinen Zielen. Und Dein Ziel, Dein Weg
nimmt Teil – an einer Ewigkeit.
Mein Hof
Es ist gewöhnlich geworden, dass ich aus meinem Fenster in die der anderen blicke. Man wohnt mir gegenüber und zu beiden Seiten. Hier ist Hoflage, ein Betonplatz, in schiefem Sechseck umbaut. Mietskaserne schmucklosen Typs. Zeitgenössisches Berliner Milieu. Ich in der Loge.
Dort drüben hausen sie bar jeder
Gardine, da hinter Jalousien. Die Fenster: Bekreuzigt, hoch, schmal,
hölzern, morsch, überstrichen. Die Fassaden: von ockergelber Farbe,
mehrfach zerplatzt, von Sonne und Regen erzählend, ins rote
Schrägdach eingewachsen, wo ein backsteinerner Schornstein des
Winters quarzt. Die Menschen: auf Fluren und Treppen schwer zu
erblicken, kaum zu grüßen.
Und so entwickelt sich Kennerschaft
durch die Fenster mehr als durch das Aufschließen einer gemeinsamen
Tür. An den Fenstern gestatten meine Mitmieter Mutmaßungen über
ihr Leben. Da ist die Hure auf dem Fensterbrett im ersten Stock des
Vorderhaus: Rittlings vor dem Laptop, per Internet zu Hause. Russisch
säuselt sie auf den Bildschirm ein, russisch raunt ihr Mann zurück.
Zwischen ihnen kräuselt sich der Qualm ihrer Zigarette.
Links im Hinterhaus: Da wohnen
Weltverweigerer mit schwarzlastigem Modegeschmack und halb rasierten
Köpfen. Wenig zu sehen, hörbar allerdings im Ausüben von Musik.
Einmal im Monat versucht sich ein Bassist an schmerzlich falschen
Griffen, überlässt gequälte, schiefe Töne einfach dem Hall. Und
dies ist kein Ort, wo eine Wand auch nur den leisesten Klang behalten
mag. Kein Klang verrät hier gerne seine Quelle.
Sorge macht mir die alte Frau, auf der
gegenüberliegenden Gebäudeflügel. Wie sie sich dort hinter ihren
feinmaschigen Gardinen verpackt den Fernsehtstimmen hingibt. Durch
dünnes Glas ist Schwerhörigkeit nicht zu verheimlichen. Nicht
nachts, wenn es hinter allen anderen Fenstern schweigt. Wenn die
Lichter verlöschen, bleibt an ihren Fenstern ein fahl-blaues
Flimmern, und Dialoge gehen um in Finsternis. Stimmen zu denen sie
schweigt. Stimmen, die erst ersticken, wenn der Rest des Hauses
geräuschvoll erwacht am Morgen. Ich fürchte, es wird lange nicht
auffallen, wenn die alte Dame geht. Der Fernsehstimmen wegen und der
Seltenheit ihrer Prüfblicke am Fenster der viel zu großen Wohnung.
Wenn sie geht, dann wird es hier
fremder geworden sein. Und es würde jemand einziehen, über den man
sich in diesem Haus – nicht wundert.
Sonntag, 3. März 2013
Freitag, 1. März 2013
Ungemach am Ufer
Während Aktivisten noch für die Mauer demonstrieren, basteln Pragmatiker schon an den Voodoo-Puppen für die Luxushaus-Bewohner.
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